Am 15. Oktober 2013 erschütterte ein schweres Erdbeben der Stärke 7,2 die Insel Bohol in den Philippinen. Das Epizentrum lag nur rund 10 km von unserem Wohnort entfernt. Entsprechend stark hat es uns durchgeschüttelt.

Nach einer Nacht im Freien haben wir damals die Insel verlassen und sind nach diversen Umwegen über Cebu und Mindanao nach Thailand geflüchtet.

Zahlreiche Gebäude wurden bei dem Beben zerstört und dem Erdboden gleichgemacht, insbesondere die mehrstöckigen Gebäude, bei denen meist das Erdgeschoss in sich zusammengefallen war. Unser Haus blieb zum Glück stehen, hatte aber auch starke Beschädigungen abbekommen.

Alte Kirche nur noch Schutt & Asche

Nur ein paar Minuten nach dem Hauptbeben, bin ich mit dem Moped nach Loon, den nächst größeren Ort, etwa 3 km von uns entfernt gefahren. Ich hatte erwartet, dass die große alte Kirche „Lady of Light“ einiges abbekommen haben müsste, aber was ich zu sehen bekam hatte mich damals richtig schockiert. Von dem großen Gebäude war nur ein Haufen Schutt übrig geblieben. Die alte Kirche war komplett zusammengebrochen. Ich schoss damals dieses Bild von der Straße aus:

In Anbetracht des Schadens, den ich überall auf der Insel zu sehen bekam, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass es auf absehbare Zeit möglich sein sollte, wieder auf der Insel zu wohnen, geschweige denn in unserem eigenen, angeknacksten Haus zu übernachten. Ich dachte, es würde Jahrzehnte dauern, bis die Spuren des Bebens verwischt sein würden.

Nur ca. 6 Monate später, als wir von Thailand aus für unseren Rückflug nach Deutschland für ein paar Tage auf Bohol zurückkehrten, sah man die Sache etwas klarer. Zahlreiche Volontäre (Ausländer) halfen den Filipinos dabei, die Reste ihrer zusammengefallenen Häuser zu beseitigen und zum Teil auch neu aufzubauen. Der Schutt wurde quasi zusammengekehrt und mit LKWs abtransportiert.

Dann wurde aus Spendengeldern Baumaterial an die betroffenen Familien ausgegeben, sodass sie ihre Häuser renovieren oder erneuern konnten. Auch wir erhielten damals (in Abwesenheit) eine Anzahl Sperrholzplatten und Dachbleche.

Bei dem Schutthaufen der Kirche hatte man damals schon angefangen, die Steine aufzuräumen und zu sortieren. Angeblich wollte man die alte Kirche originalgetreu wieder aufbauen. Zwischenzeitlich wurde auf dem Gelände auch eine provisorische Kirche in Form eines riesigen Pavillons gebaut.

Ich irrte mich hier ein weiteres Mal, was die Geschwindigkeit des Wiederaufbaus anbelangt. Ich hätte nicht gedacht, dass es zu meinen Lebzeiten gelingen würde dieses Projekt durchzuziehen. Ich war der Meinung, dass es andere, für die Kommune wichtigere Gebäude gab, die man zuerst aufbauen sollte.

Fast alle Spuren beseitigt

Aber schon so zwei, drei Jahre später, so 2015, 2016 waren kaum noch Spuren des Erdbebens zu sehen. Schief stehende Häuser hatte man irgendwie wieder gerade gerückt oder neu aufgebaut und auch wir hatten inzwischen wieder in unserem beschädigten Haus übernachtet.

Vom Neubau der Kirche war zu dem Zeitpunkt aber immer noch nichts zu sehen. Ich selbst war von Dezember 2017 bis Januar 2018 das letzte Mal auf Bohol und ich kann mich nicht erinnern, auf dem Gelände der Kirche irgendwelche Mauern oder Anfänge des Wiederaufbaus der Kirche gesehen zu haben.

Vor ein paar Wochen nun, tauchten plötzlich die ersten Bilder der fast fertigen Kirche auf Facebook auf. Es fehlen zwar noch ein paar Kleinigkeiten aber das alte Gemäuer wurde in Originalgröße und am selben Ort komplett neu aufgebaut. Größtenteils also auch aus den alten Steinen, die man in jahrelanger Sisyphusarbeit beiseite geräumt und sortiert hatte. Selbst die alten Gemälde im inneren und unter der Kirchendecke wurden originalgetreu nachgebildet.

Es ist wirklich bemerkenswert, was die Filipinos da in doch recht kurzer Zeit geschafft haben. Ich würde jetzt gerne mal wieder eine Wintersaison dort verbringen, werde aber leider durch die Coronamaßnahmen derzeit noch daran gehindert. Vielleicht klappt es ja in der kommenden Saison 21/22 irgendwie für ein paar Monate.